H. H. Pfarrer, Dr. Floribert Malemo, aus der kath. Diözese Goma, Dem. Rep. Kongo, studierte bis Febr. 2006 in Rom Theologie. Im Rahmen seiner deutsch-sprachigen Ausbildung übernahm er in Semesterferien Vertretungsaufgaben im Pfarrverband
Surberg-Neukirchen. Ab März 2006, nach Beendigung seines Studiums, wurde er zum Professor für Theologie an das Grand
Seminaire de Buhimba, Theologat Jean-Paul II, Nähe Goma, berufen. Seit Sept. 2008 leitet er das Institut Mwanga, die größte
Oberschule mit ca. 1.900 Schülerinnen und Schülern in Goma. Aufgrund seiner Besuche entstand eine tiefe Freundschaft
zwischen den Menschen im Pfarrverband, mit sehr vielen Gesprächen über die soziale und wirtschaftliche Situation in seiner Heimat, der katholischen Diözese Goma. Um die Situation vor Ort besser kennen zu lernen, besuchte Josef
Selbertinger im Febr. 2008 H.H. Pfarrer, Dr. Malemo, in seiner Heimat. Nach seiner Rückkehr berichtete er in mehreren
Gesprächen im Freundes- und Bekannten-Kreis über seine Erlebnisse und Erfahrungen anlässlich seiner Reise. Im Wesentlichen
wurde festgestellt, dass die Region um Goma, einerseits aufgrund der nunmehr seit 20 Jahren andauernden grausamen Rebellenunruhen, andererseits durch die Zerstörungen nach dem Vulkanausbruch
(Nyiragongo) in 2002, in einer sehr schwierigen
Situation ist. Selbstverständlich spielt auch die politischen Situation eine große Rolle.
Gemeinsam wurde festgestellt, dass folgende Probleme mit Priorität unterstützt werden sollten:
-Aufbau eines Patenschaft-Systems zur Finanzierung der Schulausbildung in Haupt- und Oberschulen, da nur über eine verbesserte Schulausbildung eine mittelfristige Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation möglich ist. Um die Stellung der Frauen in der Gemeinschaft zu stärken ist es notwendig Mädchen und Jungen gleichberechtigt die Schulausbildung zu ermöglichen.
-Kurzfristige Verbesserung der Ernährungs-Situation in den armen, bevölkerungsreichen Gebieten um die Hauptstadt Goma durch Erstellung einer örtlichen verbesserten Versorgungsstrategie.
-Unterstützung bei Renovierungen von Grund- und Haupt-Schulen
Obige Aufgaben sollten über eine transparente, korrekte und überschaubare Organisation tatkräftig unterstützt werden. Man war sich darüber einig, dass dieses Ziel nachhaltig nur durch Gründung eines Vereins möglich ist.
Deshalb wurde am 23. März 2008 der Verein
„Jambo Buhimba“,
Verein zur Unterstützung von Bildung und Erziehung, e.V.
gegründet. Nach Einreichung der Vereinssatzung beim Finanzamt Traunstein wurde die Gemeinnützigkeit des Vereins bestätigt. Der Verein wurde am 17.09.2009 im Registergericht eingetragen (e.V.).
Alle für die Vereinsaufgaben notwendigen Arbeiten werden ehrenamtlich durchgeführt.
Januar 2025 Interview zur aktuellen Lage
Der Verein „Jambo Buhimba“ aus Neukirchen/Surberg unterstützt mit 210 Paten die Schulausbildung von derzeit 252 Kindern und Jugendlichen in Goma im Ostkongo. Die Stadt wurde am 27.1.25 von der Rebellenorganisation M23 erobert. Diese Gruppierung hat schon seit Jahren ihre Stellungen rund um Goma ausgebaut und das Leben in der ganzen Region erschwert. Pfarrer Foribert, gebürtiger Gomalese, betreut die Patenschaften des Vereins im Kongo und lebt in Buhimba, einem Dorf etwas außerhalb der Stadt. Mittlerweile konnten wir mit ihm Kontakt aufnehmen und haben ihn zu der Situation in Goma befragt.
Wie hast du die Eroberung durch die Rebellen Ende Januar erlebt? War das Dorf Buhimba von den Kämpfen direkt betroffen?
Die Eroberung durch die Rebellen haben wir mit großer Angst und hilflos erlebt. Auf einmal am Abend des 26 Januars haben wir gespürt, etwas stimmt nicht. Dann waren Detonationen und viele Kampfgeräusche zu hören. Wir mußten am Boden liegen und hatten viel Angst. Das Schlimmste war, wir wußten nicht was passiert. Um etwa halb drei habe ich eine Whatsapp bekommen, dass die Rebellen die Kontrolle über die Stadt haben. Wir haben uns in den Häusern eingeschlossen. Es gab noch Detonationen, ungefähr um halb elf am Montag war eine Pause. Zu diesem Zeitpunkt haben wir Bilder und Videos aus anderen Vierteln Gomas bekommen, auf denen die Rebellen zu sehen sind und überall herumlaufen. Auf der Straße waren viele Tote zu sehen.
In Buhimba gab es keine Kämpfe, da die Rebellen Goma von einer anderen Seite angegriffen haben. Es sind aber auch einige Bomben in Buhimba gefallen, aber haben keinen Schaden gemacht. Die Soldaten des Landes haben in dieser Richtung beim Fliehen viel gestohlen und Böses gemacht. Alle reichen Bewohner Gomas sind geflohen. Politiker und höhere Militärränge haben schon am Tag vor der Eroberung Goma mit dem Schiff verlassen.
Gab es Angriffe auf die Zivilbevölkerung?
Ja es gab Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Bomben sind auf Häuser gefallen und einige Zivilisten sind gestorben. Am Sonntagabend wurden viele Bewohner Gomas in den Straßen von Waffen getroffen und starben. Der Angriff kam ganz überraschend und sie waren am falschen Ort. Nach Angaben des Roten Kreuzes gab es 3000-4000 Tote bei den Kämpfen. Diese Organisation hat die Toten von den Straßen genommen und begraben. 80% der Toten sind Soldaten. Bis heute habe ich nicht gehört, dass unsere Patenkinder betroffen sind.
Es ist hier sehr schwierig die letzten Tage, aber wir sind da, wir sind nicht gestorben.
Wie hat sich euer Leben seit der Übernahme verändert?
Am Montag 27.1 hatte die ganze Stadt kein Wasser, keinen Strom, kein Internet. Geschäfte, Schulen und Banken waren zu. Bis heute gibt es kein Wasser in einigen Vierteln, auch mit Strom und Internet ist es immer noch schwierig. Die Banken sind zu und es gibt keine Hoffnung, dass sie öffnen. Mehrere Angestellte sollten ihre Löhne am Ende des Monats bekommen und sind bis heute ohne Geld. Viele arme Menschen verdienen sich ihren Unterhalt als Tagelöhner. Das öffentliche Leben findet aber nicht statt. Es gibt Lebensmittel zu kaufen, man muß nur Geld haben.
Wir haben dir 5000 Euro an Nothilfe nach Ruanda überwiesen. Gab es Schwierigkeiten, die Spende in Ruanda abzuheben? Wie hat das Geld geholfen?
Ich habe die Spende von Jambo Buhimba gut bekommen, obwohl die Fahrt nach Ruanda gefährlich war. Das Geld habe ich in Goma und Buhimba an bedürftige Familien ohne Probleme weitergegeben. Es hat vielen Leuten geholfen, sich einen Vorrat an Lebensmittel zu kaufen, der für einige Wochen reichen wird. Das war für uns ein großes Geschenk, eine Vorsehung Gottes. Wir sind sehr dankbar.
Welche Lösung siehst du für diesen Konflikt?
Es ist jetzt ruhiger geworden in der Stadt. Aber wir haben Angst vor der Antwort der Regierung. Die Rebellen haben keinen Plan, die Stadt zu verlassen. Sie haben schon eine Provinzregierung benannt und installiert. Ein Präsident der Provinz, zwei Vizepräsidenten und einen Bürgermeister. Sie sagen, sie wollen nach Kinshasa kommen. Mittlerweile haben sie auch die Provinzstadt Bukavu südlich von Goma erobert. Die kongolesische Regierung in Kinshasa spricht, aber sie hat keine Kraft. Vom Dialog mit den Rebellen wollen sie nichts wissen. Hoffnung gibt es nur, wenn die Regierung und die Rebellen miteinander sprechen.
Der Verein Jambo Buhimba bittet um Spenden, um den Familien in einer weiteren Hilfsaktion beizustehen. Wir sind auch für kleine Spenden sehr dankbar, das Geld wird ohne Abzug von Verwaltungskosten weitergeleitet. Bei Angabe einer Adresse wird eine steuerlich anerkannte Quittung ausgestellt und Informationen zugesandt.
Überweisungen bitte auf das Konto mit der Bezeichnung „Jambo Buhimba“ und der IBAN: DE76 7016 9191 0000 7311 10.
Herzlichen Dank!
18.11.2022 Nachricht von Floribert (incl. Übersetzung)
02.06.2022 Gespräch Thomas mit Floribert